Wie bereits in dem Kapitel über die Geschichte der Bonsai erwähnt wurde, haben die Japaner verschiedene Stilrichtungen für die Bonsaibäume entwickelt. In den Stilrichtungen wollten sie die unterschiedlichen Formen der Bäume wie sie in der Natur vorkommen nachempfinden. Für die Japaner sollte der Bonsai möglichst perfekt geformt sein, doch war die Natur und die natürliche Baumform immer Vorbild für die Bäume.
Die Zahl der unterschiedlichen Stilformen beläuft sich auf über 30 – hier sind die wichtigsten:
Die streng aufrechte Form wird im Japanischen als Chokkan bezeichnet und besitzt einen geraden senkrechten Stamm. Die Spitze befindet sich genau über dem Wurzelansatz. Die Krone des Bonsai ist pyramidenförmig.
In einer Variante des Chokkan kann der Bonsai auch einen Doppelstamm besitzen.
Bei der frei aufrechten Form ist der Baumstamm leicht wellenförmig geschwungen. Die Schwünge werden zur Spitze hin immer geringer. Wichtig ist auch, dass die Äste immer an der Außenseite der Schwünge sitzen. Wie auch beim Chokkan befindet sich beim Moyogi die Spitze des Bonsai genau über dem Wurzelansatz. Die Krone sollte die Form eines ungleichmäßigen Dreiecks haben.
Bei der Waldform werden mehrere Bonsaibäume zu einer Baumgruppe geformt. In der Regel werden dabei Bäume gleicher Art, jedoch unterschiedlicher Größe, eingepflanzt. Die Stilrichtung sollte bei allen Pflanzen die gleiche sein.
Die einzelnen Bonsais werden bei der Waldform unregelmäßig angeordnet und in Untergruppen positioniert. Auch Freiflächen sind bei Yose-Ue wichtig. Der größte und dickste Baum – der Hauptbaum – wird dezentral positioniert und kleinere Bäumchen kommen in den Vordergrund.
Die Floßform hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Waldform, da auch hier – auf den ersten Blick – mehrere Bonsaibäume in einer Schale gepflanzt werden. Jedoch handelt es sich bei Ikadabuki nicht um mehrere einzelne Bäume, sondern um einen Stamm, der seitlich in eine Schale gepflanzt wurde.
In der Natur kann eine solche Form entstehen, wenn ein Baum z.B. durch einen starken Sturm entwurzelt wird. Der Baum verwurzelt auf der Bodenseite neu und die Seitenäste werden zu neuen Bäumen.
In der Stilform Ikadabuki sollte die Zahl der Bäume (Seitenäste) immer ungerade sein. Wie auch bei der Waldform sollte der Hauptbaum nicht in der Mitte stehen und die Bäume bilden eine gemeinsame Krone, die die Form eines ungleichmäßigen Dreiecks hat. Außerdem werden alle Bäume in der Gleichen Stilform gestaltet.
Bei Shakan der geneigten Form steht der Stamm des Bonsai schräg, jedoch nicht schief. In der Natur könnte diese Form auftauchen, wenn ein Baum in einem ständigen Wind steht und sich diesem anpasst.
Die Äste sind bei der geneigten Form in alle Richtungen verzweigt. Außerdem sollte der Bonsai fast am Rand der Schale stehen und am gegenüberliegenden Ende über die Schale hinausragen.
Die Besenform hat einen kurzen geraden Stamm. Die Äste entspringen alle auf gleicher Höhe und verzweigen sich gleichmäßig sternförmig (bzw. besenförmig). Die Krone ist rund oder bildet ein ungleichmäßiges Dreieck.
Bei der Kaskadenform wächst der Bonsai über die Schale hinaus und biegt sich bis unterhalb des Topfrandes hinunter. In der Natur kommt die Kaskadenform zum Beispiel bei einem Baum vor, der an einer Felswand wächst.
Er wird in der Regel in einem hohen schweren Topf gehalten oder wird auf ein hohes Podest gestellt.
Bei der Felsenform umschlingen die Wurzeln des Bonsai einen Felsen. Großes Augenmerk bei der Gestaltung der Ishigami-Form liegt auf dem Erscheinungsbild der Wurzeln.
Eine derartige Baumform kann man in der Natur finden, wenn ein Baum auf einem Felsen gewachsen ist, von dem der Regen nach und nach das Erdreich hinunter geschwemmt hat.
Die Literatenform zeichnet sich durch einen dünnen, hohen und meist leicht geschwungenen oder gebogenen Stamm aus. Der Stamm hat beim Bunjingi nur wenige Äste – der Stamm ist bis zum Wipfel astlos.
Da der Baum sozusagen nackt ist, ist es sehr schwierig eine ästhetische Kreation zu erschaffen. Daher gilt die Gestaltung der Bunjingi-Form als die Meisterschaft der Bonsaikunst.
Fukinagashi ist der Stilform Shakan ähnlich. Auch bei dieser Bonsai-Form ist der Stamm geneigt. Der Unterschied bei der Fukinagashi-Form ist jedoch, dass alle Äste nur in eine Richtung zeigen.
Auch diese Baumform könnte in der Natur dadurch entstehen, dass ein Baum ständig starken Winden ausgesetzt ist.
Soviel also zu den unterschiedlichen Arten und Stilrichtungen der Bonsai. Mehr zu Technik der Gestaltung erfahren Sie in den anderen Artikeln dieser Website.